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EKS: Rita Famos zur neuen Präsidentin gewählt

Zum ersten Mal steht der reformierten Kirche auf nationaler Ebene eine Frau vor: Die Zürcher Pfarrerin Rita Famos wurde am 2. November von den Synodalen der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) mit 47 von 78 gültigen Stimmen zur neuen Präsidentin gewählt. Auf ihre Konkurrentin Isabelle Graesslé entfielen 25 Stimmen, sechs Synodale enthielten sich. Famos steht der Institution damit für die restliche Amtszeit von 2021 bis 2022 vor.

Famos war von der Zürcher Landeskirche empfohlen worden. Kirchenrätin Esther Straub übernahm ihre Vorstellung in der Synode, die wegen der Corona-Pandemie virtuell durchgeführt wurde. Sie beschrieb Famos als «fröhliche Macherin», die hartnäckig und lösungsorientiert arbeite, aber auch stets Respekt vor ihren Gesprächspartnerinnen zeige. Zudem könne Famos für mindestens zwei Legislaturen zur Verfügung stehen, was der krisengeschüttelten EKS zugute komme. «Frauen sind nicht nur im Interim gut», sagte Straub, «sie sind noch besser in der Kontinuität.»

Doppelte Zürcher Vertretung

Straub ging in ihrem Votum auch auf die Tatsache ein, dass die Zürcher Kirche mit Famos nun zwei Vertretungen im Rat der EKS hat. Natürlich verspreche man sich von Famos auch eigene Vorteile, etwa dass durch ein «ratterndes Getriebe in der EKS» die Landeskirchen entlastet und gefördert würden. Davon profitierten jedoch nicht nur Zürich, sondern gerade auch die kleinen Kirchen. «Spielt es da eine Rolle, dass Rita Famos aus Uster anreist?», fragte Straub rhetorisch. Auch andere Votanten kamen auf die Frage der regionalen Herkunft zu sprechen. Judith Pörksen Roder aus Bern sagte etwa, die Doppelbesetzung müsse möglichst bald korrigiert werden. Die Bündner Synodale Miriam Neubert sagte, es sei ihr ein Anliegen, dass die Vielfältigkeit der Sprachregionen abgebildet werde und die neue Präsidentin die Fähigkeit habe, mit dieser Thematik sensibel umzugehen. Das funktioniere aber unabhängig von der eignen Herkunft, so Neubert. Beide Rednerinnen sprachen sich schlussendlich für Famos aus, so wie die grosse Mehrheit der Votantinnen.
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Seit 35 Jahren keine Romands

Für die zweite Kandidatin Isabelle Graesslé setzten sich Marie-Claude Ischer und Laurent Zumstein ein. Sie stammen beide aus der Waadtländer Kirche, die Graesslé aufgestellt hat. «Ich hoffe, Sie haben realisiert, dass wir seit 35 Jahren keinen Person aus der Westschweiz mehr an der Spitze hatten – 35 Jahre, das ist viel», so Zumstein. Er betonte aber auch, dass Graesslé ebenso in der deutschsprachigen Kultur zu Hause sei und deshalb eine Kandidatin für alle sein könne. Vielleicht um die Zweifel aufzunehmen, hielt Rita Famos den ersten Teil ihrer Dankesrede auf französisch. Sie sei sehr bewegt und glücklich, als erste Frau an der Spitze der Schweizer Reformierten stehen zu können. Das sei der Beweis, dass Gleichstellung in der Kirche gefördert werde. Bei Isabelle Graesslé bedankte sie sich für die gemeinsame «Tour de Suisse» zu den Hearings der einzelnen Regionalgruppen im Vorfeld der Wahl. Sie habe das Glück, mit Graesslé «eine Schwester» kennengelernt zu haben.

Quelle: www.ref.ch, 2. November 2020, Vanessa Buff