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Kleiner Kirchenrat Thun: Erneuerungswahl mit Nebengeräuschen

Wahlen standen im Zentrum der Sitzung des Grossen Kirchenrats, der mit Christina Jaccard eine neue Präsidentin erhält.

Die Sitzung des Grossen Kirchenrats vom 7. Januar stand ganz im Zeichen der Gesamterneuerungswahlen für die Legislaturperiode 2019–2022. Zu wählen waren der fünfköpfige Kleine Kirchenrat (Exekutive), der Vorsitzende und der Vizevorsitzende des Grossen Kirchenrats (Parlament) sowie die Mitglieder der Finanz-, Bau- und Personalkommission.

Ein bitterer Nachgeschmack

Für den Kleinen Kirchenrat stellten sich die bisherigen Mitglieder Willy Bühler (Präsident), Max Ramseier (Vizepräsident), Peter Greuter, Ruth Lengacher und Margrit Schwander für eine Wiederwahl zur Verfügung. Bei dieser Wahl manifestierte sich ein gewisser Unmut über die Querelen rund um die Johanneskirche. Von 28 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern enthielten sich nämlich deren 8 der Stimme. Für den zurückgetreten Präsidenten des Grossen Kirchenrats Hans Brunner hatte die Kirchgemeinde Thun-Stadt das bisherige Ratsmitglied Christina Jaccard zur Wahl vorgeschlagen. Weitere Vorschläge lagen nicht vor. «Ich hoffe, dass ich etwas bewegen kann», erklärte Jaccard unter anderem nach ihrer einstimmigen Wahl. Damit ihr dies gelinge, sei sie auf die Unterstützung aller angewiesen, führte sie weiter aus. Als Vizepräsident stellte sich Fernand Portenier von der Kirchgemeinde Strättligen zur Verfügung, der ebenfalls einstimmig gewählt wurde.

Neue Mitglieder

Die Baukommission wird neu vom bisherigen Mitglied René Stüdle präsidiert. Neu ins Gremium gewählt wurden Thomas Kiener (Vertretung KG Thun-Stadt) und René Schenk (KG Thun-Strättligen). Ruedi Jenny nimmt neu Einsitz in der Personalkommission. In allen drei Kommissionen besteht je eine Vakanz, die nicht besetzt werden konnte. Traditionsgemäss hatte das amtsälteste anwesende Mitglied des Grossen Kirchenrats die neue Legislaturperiode eröffnet. Am Montagabend war dies Rahel Asuming von der Kirchgemeinde Thun-Stadt. Unter anderem wies sie auf den Einfluss des Parlaments auf das kirchliche Leben hin und sprach sich für eine offene Kommunikation aus. Mit einer Standing Ovation verabschiedet wurde schliesslich Christine Vogel, die auf Ende März nach 18-jährige Tätigkeit als Verwaltungsangestellte zurücktritt.

«Es ist erstaunlich, dass niemand die Konsequenzen zog»

An der Sitzung blieb im Raum stehen, weshalb sich acht Mitglieder des Grossen Kirchenrats bei der Wahl der Exekutive, die in globo stattfand, der Stimme enthalten hatten. Denn keiner dieser Parlamentarier, es waren acht von insgesamt zwölf Vertretern der Kirchgemeinde Strättligen, hatte zuvor das Wort ergriffen, um den damit verbundenen Protest zu erklären. Am Dienstag nun sagte Elisabeth Bregulla, die auch Co-Präsidentin der Kirchgemeinde Strättligen ist, auf Anfrage dieser Zeitung: «Wir wollten ein Zeichen setzen.» So sei es erstaunlich, dass kein Mitglied des Kleinen Kirchenrats die Konsequenzen aus der Abstimmungsschlappe von Ende April gezogen habe und zurückgetreten sei. Damals hatte eine deutliche Mehrheit des Thuner Kirchenvolks die Initiative Pro Joki angenommen und damit den Kleinen Kirchenrat zurückgepfiffen, welcher die Johanneskirche entwidmen und einer neuen Nutzung zuführen wollte. «Wenn es keine Vakanz im Rat gibt, ist es fast nicht möglich, einen Sitz neu zu besetzen», führte Bregulla weiter aus. Denn das Kräfteverhältnis im Grossen Kirchenrat sei derart, dass ein möglicher Sprengkandidat einer einzelnen Kirchgemeinde kaum eine Chance habe. Sie stört sich auch daran, dass es keine Amtszeitbeschränkung für Mitglieder des Gremiums gibt. Laut Recherchen ist der über 80-jährige Max Ramseier bereits seit 36 Jahren im Amt. Dem allem hält Willy Bühler als Präsident des Kleinen Kirchenrats entgegen, dass es jedem Mitglied der reformierten Thuner Kirche offengestanden sei, sich für ein Amt zu bewerben. Und schliesslich trete auch ein Bundesrat nicht wegen einer verlorenen Abstimmung zurück. Unverständlich sind für Bühler die Enthaltungen auch insofern, als sie kein deutliches Zeichen darstellten: «Wenn schon, dann hätten sich die Betreffenden gegen die Wahl stellen müssen.»


Quelle: Thuner Tagblatt, 8. Januar 2019, Hans Kopp