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Stationenweg in Oberdiessbach ist den grossen Themen auf der Spur

Bis Pfingsten lädt der Stationenweg in Oberdiessbach zu einem Spaziergang der besonderen Art ein. In Corona-Zeiten erhalten Themen wie Leid und Hoffnung eine neue Bedeutung.

Eigentlich hätte es ein Kurs über Glaubensfragen werden sollen. Wegen Corona wurde aus dem siebenteiligen Kurs «Credo 2021» ein Stationenweg. An neun Posten gibt es Informationen über Karfreitag, Ostern, Auffahrt und Pfingsten. Künstlerische Installationen schaffen Raum für eigene Gedankengänge.

Auf und ab wie im Leben

Wer sich auf den Oberdiessbacher Stationenweg begibt, sollte genügend Zeit einrechnen. Der Rundweg von der Kirche zum Friedhof übers Glasholz, Gumi-Findling und Höheweg zurück ins Dorf dauert gute anderthalb Stunden. Aufgrund der recht grossen Höhenunterschiede ist er nur beschränkt kinderwagentauglich. Auf den Infotafeln finden sich ein Bibelvers, ein Quergedanke zur aktuellen Corona-Situation, ein Text für Kinder, ein Hinweis zum Kunstwerk und ein QR-Code. Der Stationenweg geht auf eine Initiative der Kirchgemeinde zurück. Das Konzept stammt von Roland Langenegger, einem der beiden Dorfpfarrer, und dem Generationenvernetzer Hanspeter Schmutz. Für die künstlerische Umsetzung waren Ursula und Jürg Zurbrügg vom ortsansässigen Kunstatelier besorgt. Ihre Installationen vertiefen die Texte, regen zum Nachdenken an, wirken sinnerweiternd.
Führt der Weg anfänglich bequem Richtung Friedhof, steigt er bald darauf steil an. Am Waldrand, beim Glasholz, befindet sich die fünfte Station mit dem «Gott in der Schöpfung erspüren». Roland Langenegger ist überzeugt: «Corona hat unser Leben in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Wir verbringen mehr Zeit zu Hause. Gott sei Dank haben wir die Möglichkeit, uns draussen in der Natur zu bewegen!» Die Kunstinstallation, ein Sommerblumenfeld auf Schlagmetall (nicht Blattgold!), lässt Erinnerungen wie auch Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen. Dem Waldrand entlang geht es nun zum Gumi-Findling, der mit einer grossflächigen und doch filigranen Feder geziert ist. «… ist Corona eine Strafe Gottes?» Hanspeter Schmutz verneint. «Eher ein Ruf», ist er überzeugt. Mit der Feder setzten die Künstler bewusst einen Gegenpol zu einer schwerwiegenden Frage.

In Rekordzeit entstanden

Das Künstlerpaar Ursula und Jürg Zurbrügg hat die Inszenierungen in der Rekordzeit von knapp sechs Wochen geschaffen. Ihre Umsetzung der «Zehn Gebote» beim Primarschulhaus überrascht mit einem wohlproportionierten Schneckenhaus und einer mathematischen Gleichung. Oder Ostern, oben am Höheweg: Hier ergänzt eine Kartoffel die Infotafel. «Ich bin fasziniert von Kartoffeln», sagt Ursula Zurbrügg. «Die entwickeln sich immer irgendwie, da ist Leben drin!» Das Metallteil stammt aus der früheren Metzgerei, hat also selber eine Art Tod und Auferstehung erlebt. Im Unterschied zu katholischen Kreuzwegen spannt der Oberdiessbacher Stationenweg den Bogen bewusst über Ostern hinaus bis nach Pfingsten. «Eine neue Gemeinschaft entsteht», umschreibt Roland Langenegger diese letzte Station. Welcher Schlussgedanke würde besser zur aktuellen Situation passen?

Quelle: www.thunertagblatt.ch, 16.02.2021, Thomas Feuz