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Kirchenverein will KG Thun-Strättligen verselbständigen

Der Verein Pro Kirchen Strättligen möchte die Kirchgemeinde von der Gesamtkirchgemeinde abspalten und erfuhr, dass die Schliessung der Johanneskirche «nicht sakrosankt» sei.

«Wir können uns einen solchen Moloch gar nicht leisten.» – «Je grösser eine Kirchgemeinde wird, desto unpersönlicher.» Diese zwei Aussagen geben der Stimmung Ausdruck, die am Mittwochabend, 6. April, an der 6. Hauptversammlung des Vereins Pro Kirchen Strättligen herrschte. Gegründet worden war dieser, um den geplanten Verkauf der Johanneskirche zu verhindern. Mit einer dagegen lancierten Initiative, die eine Mehrheit der Reformierten von Thun 2018 in einer Volksabstimmung annahm, wurde das Vorhaben dann gestoppt. Das hinderte den Kleinen Kirchenrat (KKR) der Gesamtkirchgemeinde (GKG) Thun als Urheber aber nicht daran, seine Pläne zur Umwidmung des geschützten Kirchenbaus weiter zu verfolgen.

«Lichtblick» nach Aussprache

Nach Abbruch der Diskussionen um eine erweiterte Nutzung verfügte der KKR vergangenen Herbst gar die Schliessung der Johanneskirche auf Ende 2022. Die angeordnete Kirchenschliessung sei jetzt aber «nicht mehr sakrosankt». Diesen «Lichtblick» verkündete Oliver Jaggi, der an der Versammlung den Kirchgemeinderat Strättligen vertrat. Nach einer Aussprache Mitte März mit den Kirchenräten Peter Greuter und Thomas Straubhaar zeigte sich Jaggi «verhalten optimistisch». Der Kirchgemeinderat Strättligen verlange brieflich aber noch eine schriftliche Bestätigung vom KKR, dass der Betrieb in der Johanneskirche auch 2023 weiterlaufen könne. Das warf Fragen auf an der Vereinsversammlung. David Pfister merkte an, dass er nicht wisse, wofür die im Budget der GKG eingesetzten 60’000 Franken für den Unterhalt der Johanneskirche ausgegeben würden, wenn es nicht gelinge, das seit sieben Jahren leer stehende Pfarrhaus für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine herzurichten. «Den Pilz kann man beseitigen», unterstrich Lothar Straubhaar dazu. Der Architekt sprach von «vorsätzlicher Vernachlässigung» der Johanneskirche wegen aufgestauter Sanierungen. Der Verein müsse daher wachsam bleiben und «einen Plan B haben», so Lothar Straubhaar, der neu die Burgergemeinde Strättligen präsidiert.

Gegen Einheitsgemeinde

«Wenn wir selber die Kompetenz zum Unterhalt unserer Kirchen hätten, wäre schon längst etwas gemacht», hielt zur Sanierungsfrage Oliver Jaggi fest. Er erwähnte, dass es viele Skeptiker gebe bezüglich einer Einheitskirchgemeinde. Wie berichtet, wird die Bildung einer solchen in einer Ende 2021 im Kirchenparlament überwiesenen Motion verlangt. Eine so grosse Kirchgemeinde wäre «zu anonym», meinte Heiner Bregulla, der als Vereinspräsident im Amt bestätigt wurde. «Alles würde nur noch über die Finanzen funktionieren», erklärte David Pfister, der sich als «kompletter Gegner» einer Vereinigung der fünf bestehenden Kirchgemeinden in Thun bezeichnete. «Wir können nur uns selbst verändern», betonte Hannes Zumkehr. Er sprach sich dafür aus, das schwerfällige Konstrukt der Gesamtkirchgemeinde aufzugliedern, statt eine neue Einheit zu bilden. Denn eine Kirchgemeinde wie Strättligen mit gut 10’000 Angehörigen wäre nach Ansicht von Zumkehr «selbstständig überlebensfähig». Dieser Meinung schloss sich der Verein an der Versammlung an. Zudem wurden 2000 Franken gesprochen, um an einer vor oder gleich nach den Sommerferien geplanten Veranstaltung die Vorzüge der erweiterten Weiternutzung der Johanneskirche öffentlich darzulegen.

Quelle: Thuner Tagblatt, 08.04.2022, Andreas Tschopp