headerbild
Logo RefBeJuSo

GKG Thun: Der Grosse Kirchenrat will in der Schönau bauen

Die reformierte Gesamtkirchgemeinde Thun kann bei der Kirche Schönau einen Neubau erstellen. Das Parlament sprach nach Diskussionen dafür 3,85 Millionen Franken.

Neben der Kirche im Schönau-Quartier besitzt die reformierte Gesamtkirchgemeinde (GKG) Thun zwei Wohnhäuser. Die rund 80-jährigen Liegenschaften sind in schlechtem Zustand und stehen derzeit leer. An ihrer Stelle möchte der Kleine Kirchenrat (KKR) deshalb einen Neubau erstellen. Nach Diskussionen über das Bauprojekt bereits an der Junisitzung des Grossen Kirchenrats beantragte der KKR diesem am Montag, 27. November, nun 3,85 Millionen Franken, um das Vorhaben, das bereits bewilligt ist, ausführen zu können.

Ja trotz Stopp-Aufrufen

Bei der Beratung im Parlament zeigte sich Fernand Portenier irritiert darüber, wie viel Zeit und Geld die kirchlichen Instanzen aufwendeten für diese «Hütten». Es sollten sich besser andere darum kümmern, am besten im Baurecht, meinte Portenier, der die «Geschichte» stoppen wollte. Als noch weitere Kirchenparlamentarier für Rückweisung plädierten, wollte Heinz Leuenberger «eine Lanze brechen» fürs vorliegende Projekt. Dieses helfe mit, «das Kirchenleben zu finanzieren», betonte er in seinem Aufruf für Zustimmung. Dafür warb auch der fürs Bauwesen zuständige Kirchenrat Peter Greuter. Statt langfristiger Wertsicherung drohe der GKG sonst «wieder eine Bauruine». Greuter nahm damit Bezug auf das Gebäude Jungfraustrasse 19 als Bestandteil der Liegenschaftsstrategie und das Pfarrhaus Johannes, von dem noch die Rede sein wird. In der Abstimmung wurde das Kreditbegehren für das Neubauprojekt in der Schönau mit 13 Ja-Stimmen bei einigen Nein und Enthaltungen von den 23 anwesenden Kirchenparlamentariern angenommen.

Mehr Geld fürs Personal

Bei der Beratung des Budgets, das bei fast 9,8 Millionen Gesamtaufwendungen mit 57’800 Franken Defizit rechnet, gab zum einen der Teuerungsausgleich zu reden: Der Kirchenrat beantragte, dem Personal 1,5 Prozent zu gewähren statt 2 Prozent, wie zuerst vorgesehen. Das rief Widerspruch hervor bei Heinz Leuenberger. Thuns Alt-SP-Gemeinderat wollte grosszügiger sein. Das Parlament folgte ihm fast unisono trotz Warnung von Finanzvorsteher Thomas Straubhaar. Nach dem sehr guten Ergebnis 2022 drohe dieses Jahr ein Rückgang von 10 Prozent bei den Steuereinnahmen. Auch der Finanzplan verheisst laut Straubhaar nichts Gutes – infolge Abnahme der Kirchenmitglieder.

Johanneskirche profitiert

Eine weitere Kontroverse gab es bei den für 2024 geplanten Investitionen. Diese sehen Ausgaben von 200’000 Franken vor für zwei Vorprojekte zur Sanierung von Pfarrhaus und Kirche Johannes in Strättligen. Urs Zurschmiede kritisierte im Namen der Finanzkommission die «180-Grad-Kehrtwende» des Kirchenrats, der die Sache zuvor lange aufgeschoben hatte. Es besteht «akuter Handlungsbedarf» vorab beim Pfarrhaus, das, wie Peter Greuter erläuterte, vermietet werden soll, was aber wegen Schimmelbefall bisher nicht möglich war. Auch ein Strättliger Parlamentarier zeigte sich bestürzt über Zurschmiedes Votum, weil der das geschützte Objekt wohl lieber «verrotten» lassen wolle, meinte Fernand Portenier. Trotz dieser Kritik wurde der bisherige Vize zum neuen Präsidenten des Grossen Kirchenrats gewählt.

Bildung einer Immobiliengesellschaft geplant

«Die Kirchgemeinden verfügen über zu viele Infrastrukturen. Das heutige Gebäudeportfolio ist schlecht ausgelastet», wird in der Liegenschaftsstrategie festgehalten, die der Kirchenrat für die Gesamtkirchgemeinde erarbeitete und nun dem Parlament zur Orientierung vorlegte. Darin wird unterschieden zwischen den eigentlichen Kirchenliegenschaften und solchen, die der Kirche gehören und anderen Zwecken dienen. Darunter sind die Gebäude Jungfraustrasse 19 in Thun, wo momentan Flüchtlinge wohnen, und Frutigenstrasse 29, wo die Eheberatung des kirchlichen Bezirks untergebracht ist. Diese Liegenschaften möchte der Kleine Kirchenrat verkaufen oder im Baurecht abgeben. Peter Greuter begründete diesen Schritt im ersten Fall mit dem Scheitern des eigenen Bauprojekts. Eine Sanierung zur langfristigen Vermietung käme zu teuer, sagte Greuter. Die Immobilien im Finanzvermögen möchte der Kirchenrat sonst weitestgehend als «Werte» erhalten und mittel- bis langfristig in eine kircheneigene Immobiliengesellschaft auslagern. Das ist so in der Liegenschaftsstrategie festgehalten. So eine Werterhaltung sei hingegen für die Kirchengebäude «aus finanziellen Gründen nicht möglich», heisst es im Papier. Ziel sei es daher, diese auf breiterer Basis zu erhalten oder umzunutzen. Das - oder gar ein allfälliger Verkauf von Kirchenhäusern - sei jedoch «abhängig von den Ergebnissen des Fusionsprojekts». Dabei hat nach Einsetzung der Projektleitung der 17-köpfige Steuerungsausschuss gemäss Thomas Straubhaar erst einmal getagt. Bezüglich Kirchenorganisation sei man dafür schon fleissig an der Arbeit, und die werde bald auch in Sachen Finanzen aufgenommen. Bei Goldiwil werde abgeklärt, ob Schwendibach auch kirchlich zu Steffisburg wechsle.

Quelle: Thuner Tagblatt, 29.11.2023, Svend Peternell