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Thierachern: Kirchenglocken in Uetendorf schweigen nachts

Die Kirchgemeinde Thierachern-Uetendorf-Uebeschi lässt das Geläut der Kirche in Uetendorf ab Juni in der Nacht schweigen. Ausserdem muss sie gleich zwei der vier Pfarrstellen neu besetzen.

«Glocken als Zeitangabe sind ein Dienst an der Öffentlichkeit und keine kirchliche Notwendigkeit»: Das hält die Kirchgemeinde Thierachern, zu der die namensgebende Gemeinde sowie Uetendorf und Uebeschi gehören, schriftlich fest. Unter der Überschrift «Nächtlicher Stundenschlag» ist da weiter zu lesen, dass die Läutordnung für die Kirche Uetendorf angepasst und ab Juni der Glockenschlag ab 22.00 bis 6.00 Uhr abgestellt wird. Dass die Kirchenglocken in der Nacht viertelstündlich schlagen, «hat wohl nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher und kommt in der Bevölkerung unterschiedlich an», heisst es. Viele hätten sich zwar ans nächtliche, historische Stundengeläut gewöhnt, andere störten sich jedoch «ob des Lärms». So etwa Christoph Nyffenegger, der an der Buchshalde oberhalb der Kirche Uetendorf wohnt, die da seit gut 60 Jahren steht. Er habe gemerkt, dass er mit dem persönlichen Anliegen «nicht allein ist», sagt Nyffenegger, der darauf eine Interessengemeinschaft (IG) gründete.

IG will noch weiter gehen

Die lose Gruppe verteilte im Gebiet Buchshalde und «Hängeli» Flugblätter in die Briefkästen mit einem Code, über den online die Unterstützung bekundet werden konnte für die Anliegen der IG. So kamen 73 Unterschriften zusammen, die beim Kirchgemeinderat eingereicht wurden. «In Anbetracht dieser Gegebenheit» entschied sich der Rat gemäss Vizepräsident Reinhard Müller für eine «Kompromisslösung». Dieser habe sich auch der Gemeinderat Uetendorf «angeschlossen», teilt die Kirchgemeinde mit.

Petitionär Christoph Nyffenegger zeigt sich «sehr erfreut» über den Kompromiss, der für ihn «ein guter Schritt in die Zukunft ist». Auf Anfrage verhehlt der Initiant der IG aber nicht, dass diese noch weiter gehen wollte. Nach ihrem Willen hätte auch das Einläuten der Sonn- und Feiertage auf ein Minimum verkürzt werden sollen. Darauf trat der Kirchgemeinderat jedoch nicht ein. Laut Vizepräsident Müller wollte der Rat «kein Tamtam machen» ums Geläut und den Konflikt darum nicht an die grosse Glocke hängen, sondern eher still abhandeln mittels einer Mitteilung auf der Website sowie in den kirchlichen und örtlichen Publikationen.

Zwei Pfarrstellen sind offen

Denn eigentlich beschäftigen den Rat ganz andere Probleme in der Kirchgemeinde, der rund 5700 Reformierte angehören in den drei Gemeinden. Nach dem Abgang von Barbara Klopfenstein – die Pfarrerin für Thierachern-Uebeschi zog nach Rüeggisberg um – hat mittlerweile auch Andreas Schibler seine Stelle auf Ende August gekündigt. Schibler, der bislang zusammen mit seiner Ehefrau Nicole Schultz Schibler das Pfarramt für Uetendorf und den Berg betreue, wolle sich fortan «um andere Dinge kümmern und noch etwas erleben». So erklärt Reinhard Müller den anstehenden zweiten Abgang im vierköpfigen Pfarrteam. Wie der Vizepräsident betont, wird das Ehepaar Schibler weiterhin in Uetendorf wohnen.

Auslegeordnung vor Ausschreibung

Da vorab der Stellenwechsel von Barbara Klopfenstein nach elf Jahren «für Thierachern ein grosser Verlust ist», wie Reinhard Müller sagt, will der Kirchgemeinderat die Neubesetzung der zwei Pfarrstellen grundlegend angehen. Er leitete dafür einen begleiteten Prozess ein, in dem die Bedürfnisse der Kirchgemeinde und Anforderungen der Landeskirche «sorgfältig besprochen und eine tragfähige Lösung entwickelt» werden soll, ehe die Stellen neu ausgeschrieben werden. Der Kirchgemeindeversammlung werde am 1. Juni «ein kurzer Statusbericht» abgegeben dazu, teilt der Kirchgemeinderat mit. Im siebenköpfigen Rat ist auch ein Sitz neu zu besetzen.

Quelle: Thuner Tagblatt, 01.06.2023, Andreas Tschopp