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Spendenbilanz Hilfswerke 2023: Umkämpfte Solidarität

Die christlichen Hilfswerke haben 2023 weniger Spenden eingenommen als im Vorjahr. Die Konkurrenz stellt sie vor eine grosse Herausforderung.

Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks), die Caritas und Mission 21 haben derzeit alle Hände voll zu tun. Zahlreiche Regionen auf der Welt sind von Kriegen, Krisen und Naturkatastrophen betroffen. Auch hierzulande sind immer mehr Menschen von Armut bedroht und auf Unterstützung angewiesen. Trotz dieser Ausgangslage haben die drei Hilfswerke 2023 weniger Spenden eingenommen als im Vorjahr, wie sie auf Anfrage von ref.ch erklären. Das Heks habe letztes Jahr 36,7 Millionen Franken erhalten, sagt Mediensprecher Dieter Wüthrich. Das entspricht rund 10 Prozent weniger als 2022. Bei der Caritas betrug der Rückgang sogar 22 Prozent – das Hilfswerk weist für letztes Jahr rund 31,7 Millionen Franken an Spenden aus. Im Unterschied dazu sanken die Beiträge an Mission 21 nur moderat: von 11,4 Millionen Franken im 2022 auf 11,2 Millionen Franken im 2023. Dennoch sind es das Heks und die Caritas, die eine positive Bilanz ziehen. «Die Ziele wurden mehrheitlich erreicht und zum Teil übertroffen», sagt Dieter Wüthrich vom Heks. Ähnlich klingt es bei Caritas-Sprecherin Daria Jenni. «Im Mehrjahresvergleich war 2023 für die Caritas ein gutes Spendenjahr.»

Ausnahme für die einen, Trend für die anderen

Grund dafür ist, dass 2022 für das Heks als auch die Caritas ausserordentlich war. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs erhielten beide Organisationen so viele Spenden wie noch nie – Legate ausgenommen. 2023 bewegten sich die Einnahmen des Heks und der Caritas wieder im üblichen Rahmen. Damit folgten sie dem nationalen Trend, wie die neusten Zahlen der Stiftung Zewo zeigen. Insgesamt spendete die Bevölkerung vorletztes Jahr 2,5 Milliarden Franken an Hilfswerke, 2023 waren es 2,2 Milliarden Franken – trotz leichtem Rückgang handelt es sich um den zweithöchsten Betrag der Statistik seit 2003. Auch letztes Jahr hätten die Menschen viel für ukrainische Flüchtlinge gespendet, erklärt Caritas-Sprecherin Jenni. Zudem hätte das Erdbeben in der Türkei und in Syrien mit über 60’000 Toten grosse Solidarität hervorgerufen. Sowohl die Caritas als auch das Heks leisteten Nothilfe in der Region.

Für Mission 21 hingegen entsprach sowohl das Spendenjahr 2022 als auch 2023 einem Trend. «Leider sinken unsere Einnahmen jedes Jahr und wir kämpfen mit allen Fundraising- und Kommunikationsmassnahmen um Spenderinnen», sagt Gaby Ullrich, Abteilungsleiterin Marketing und Kommunikation von Mission 21. Vom Rekordjahr 2022 profitierte Mission 21 schon deshalb nicht, weil das Missionswerk keine Flüchtlinge in der Schweiz betreut und auch sonst wenig Katastrophenhilfe leistet. Stattdessen engagiert es sich vorwiegend für die Themen Nachhaltigkeit und Friedensförderung. Der letztjährige Fokus lag etwa auf einem agroökologischen Bildungsprojekt in Nigeria – ein Thema mit bescheidenem medialen Echo.

Konkurrenz betrifft alle

Ullrich nennt noch einen weiteren Grund für die sinkende Spendensumme: «Der Spendenmarkt ist extrem hart umkämpft, immer mehr Organisationen aus dem Kultur- und Bildungsbereich werden aktiv im Fundraising, auch bei unserem kirchlichen Netzwerk.» Dabei haben auch die Kirchgemeinden zunehmend mit schwindenden Ressourcen zu kämpfen. Name und Programm von Mission 21 seien aufgrund der Säkularisierung zudem zunehmend ein Nachteil bei der Suche nach Neuspendern. Stiftungen und Gemeinden bevorzugten immer häufiger konfessionell neutrale Organisationen. Mission 21 setzt laut Ullrich deshalb auf eine noch stärkere Zusammenarbeit mit kirchlichen Akteuren und einen Ausbau der Beziehungen zu den bestehenden Spendern. Zudem soll auch das institutionelle Fundraising im Ausland intensiviert werden.

Von der zunehmenden Konkurrenz sind auch das Heks und die Caritas betroffen. Dass ihre Einnahmen der letzten Jahre kaum darauf schliessen lassen, hat laut Dieter Wüthrich folgenden Grund: «Während die Zahl der Spenderinnen kontinuierlich abnimmt, steigt die durchschnittliche Höhe der Spenden.» Dasselbe gelte auch bei den Organisationen: Die rückläufigen Spenden von Kirchgemeinden würden derzeit noch durch die höheren Spenden der Behörden kompensiert – mit Betonung auf derzeit. «Für eine Hilfsorganisation unserer Grösse wird die Diversität der Spendenquellen immer wichtiger», sagt Wüthrich.

Quelle: www.ref.ch, Fabio Peter, 23. April 2024