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Steffisburg: Friedhofsdebatte im GGR

Das neue Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Eichfeld liess in den letzten Tagen die Emotionen hochgehen.

Gut ein Drittel der Menschen, in den letzten 10 Jahren in Steffisburg bestattet wurden, haben ihre letzte Ruhe im Gemeinschaftsgrab gefunden. Im Gegensatz zu früher habe das Gemeinschaftsgrab «in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Bedeutung.» Das bestehende Gemeinschaftsgrab aus dem Jahr 1994 entspreche nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen. Dasselbe gilt für die Parkplätze beim Friedhof: Fünf stehen aktuell zur Verfügung – zu wenig, müssen bei Bestattungen doch immer wieder Autos bei den Schulhäusern in der Umgebung parkiert werden.

Langjährige Planung

Auch wenn das Geschäft am 19. März im Grossen Gemeinderat (GGR) von Steffisburg behandelt wurde, sind diese Erkenntnisse nicht neu: Bereits seit 2017 läuft die Planung mit dem Ziel, den Friedhof Eichfeld den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Zunächst waren es «zum Teil kontrovers geführte Diskussionen der verschiedenen Anspruchsgruppen», welche die Planung bremsten, dann kassierte der Gemeinderat 2020 einen Sparauftrag von der Finanzkommission, als es darum ging, das Investitionsprogramm zu planen. Nun war es am GGR, zu entscheiden, ob im Südwesten des Areals für 274’000 Franken ein neues Gemeinschaftsgrab errichtet wird und entlang der Scheidgasse insgesamt 17 neue, gebührenpflichtige Parkplätze für 196’000 Franken.

Rückweisung abgewendet

Beinahe kam es indes gar nicht so weit. Denn: Die «kontrovers geführten Diskussionen» namentlich rund um die Gestaltung des neuen Gemeinschaftsgrabs erreichten in den letzten Tagen einen neuen Höhepunkt, wie in mehreren Voten aus Parlament und Regierung zu hören war. Mehrere Beteiligte haben offensichtlich intensiv und emotional auf verschiedenen Kanälen ihrem Unmut über den Planungsprozess Luft gemacht. Grundtenor: Sie seien zu wenig miteinbezogen und über die Beschlüsse im Lauf der Planung informiert worden. Die Aufsichts- und Geschäftsprüfungskommission (AGPK) trug sich gemäss Präsident Reto Jakob (SVP) mit dem Gedanken, zu beantragen, den Kredit für das Gemeinschaftsgrab zurückzuweisen. «So hätten Gemeinderat und Verwaltung die Möglichkeit, Differenzen mit den Partnern aus dem Weg zu räumen», sagt er. Der Gemeinderat kam dem Ansinnen zuvor. Man werde die Protagonisten an den Tisch holen, bevor es mit den effektiven Bauarbeiten losgehe, und Raum für allfällige Optimierungen lassen, betonten die für den Friedhof zuständige Gemeinderätin Bettina Joder Stüdle (SP) und Gemeindepräsident Jürg Marti (SVP) unisono.

Kontroverse Diskussion

Wie kontrovers das Thema quer durch alle Teile der Gesellschaft diskutiert wird, zeigte die anschliessende Diskussion. Kaum in einer Fraktion war man sich einig, wie das Thema anzugehen sei. Monika Brandenberger, FDP-Vertreterin und Steinbildhauerin, argumentierte, dass ein Grabmal für Angehörige in der Trauerbewältigung wichtig sei. Zudem solle die Gemeinde das lokale Gewerbe berücksichtigen und einbinden. Thomas Schweizer von der EDU/EVP-Fraktion stellte – namentlich auch als pensionierter Sozialdiakon und Pfarrer – mehrere Detailfragen und deponierte Wünsche zur Gestaltung des Gemeinschaftsgrabs. «Deine Anliegen stossen bei mir persönlich auf offene Ohren», signalisierte Bettina Joder Stüdle, «aber sie widersprechen Wünschen anderer Pfarrpersonen diametral.» Womit sie den Kern des Problems auf einen einfachen Nenner brachte. So lange die Diskussion auch hin und her wogte, so klar war am Ende das Abstimmungsergebnis: 29 der 31 Anwesenden sagten Ja zum Gemeinschaftsgrab.

Wesentlich knapper fiel das Ergebnis bei der Parkplatz-Abstimmung aus: Diese passierten mit 15 zu 14 Stimmen bei einer Enthaltung. Hauptkritikpunkt der Gegner: Die Distanz zwischen der neuen Einstellhalle an der Scheidgasse und dem Friedhof könne zu Fuss bewältigt werden.

Quelle: thunertagblatt.ch, 20.03.2021, Marco Zysset