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Thun-Strättligen: Wenn Malende den Saal der Johanneskirche beleben

Im Saal der Johanneskirche finden seit bald 25 Jahren im Sommer Malkurse statt. Ein Augenschein im Kirchenraum.

«Ich denke manchmal in Farben», sagt Beate Litzko. Die gebürtige Deutsche wohnt seit 40 Jahren in Oberhofen und nimmt diesen Sommer zum zweiten Mal an einem Malkurs im Saal des Kirchenzentrums Johannes an der Waldheimstrasse in Thun teil. 13 Personen – 10 Frauen und drei Männer – stehen oder sitzen da an Tischen mit Malutensilien und beugen sich über ihre Werke, an denen sie arbeiten. Beate Litzko konzentriert sich voll auf das Farbenspiel, nachdem sie vorgängig eher experimentiert hat mit Motiven und Material wie Alufolie als Grundlage für ein Bild.

Diemtigtal und «Laubegge»

Unter den Kursteilnehmerinnen ist auch Elisabeth Bregulla. Sie ist eine der Initiantinnen des Malkurses, der seit bald einem Vierteljahrhundert stattfindet. Begonnen hat alles in Dresden und mit Sándor Dóró. Der gebürtige Ungar gab dort an der Hochschule für Bildende Künste Malkurse. Der Dozent lernte dabei Bregulla und Hildegard Streun kennen. Sie fragten ihn an, ob er bereit wäre, in der Schweiz einen Malkurs zu geben für ihren malenden Freundeskreis. Die Kurspremiere fand im Diemtigtal statt. Nach drei Jahren erfolgte der Umzug nach Thun in den «Laubegge». Elisabeth und Heiner Bregulla hatten dafür gesorgt, dass die kirchlichen Räumlichkeiten im Sommer als Malatelier genutzt werden konnten.

Sieben Jahre im «Johannes»

Nach 13 Jahren im «Laubegge» musste ein neues Domizil für die Malkurse gesucht werden. Gefunden wurde dieses in der Johanneskirche, wo Beat Beutler Pfarrer war. Der gelernte Hochbauzeichner war als Freizeitmaler aus Leidenschaft bereit, den grossen Kirchensaal für die Malkurse von Sándor Dóró zur Verfügung zu stellen. Auf einer weissen Schutzunterlage frönten nun Malbegeisterte während zweier Wochen ihrem Hobby. Mit dabei ist zum ersten Mal Nikolaus Keil aus Weimar im grünen Schutzmantel. Er, der seit seiner Kindheit gerne zeichnet, wollte jetzt anfangen, mit Farbe zu arbeiten. «Der Kurs kommt gerade zur richtigen Zeit», sagt der Deutsche, der 2007 schon einmal in Thun und im Oberland Ferien machte.

Kursleiter aus Dresden

Weniger weit angereist ist Elisabeth Bart aus Zollikofen. «Ich lerne sehr viel im Kurs», sagt die Malerin, die in Ostermundigen ihr Atelier hat, beim Verstreichen von Acrylfarbe mit dem Spachtel. An der Malwoche schätzt sie die Gemeinschaft und «Sándor, der uns begleitet». Der Kursleiter, der zu Zeiten der DDR zum Studium nach Dresden kam, wiederum schätzt die schöne Umgebung in und um Thun. Wie Dóró erklärt, nahmen bisher Leute im Alter von 14 bis 84 Jahren am Malkurs teil, und es wurden rund 800 Zimmerreservationen von Teilnehmern getätigt. Der zweiwöchige Sommermalkurs ist eine von zahlreichen Veranstaltungen in der Johanneskirche. Es gibt dort auch einen Ikonenmalkurs, Musikproben und -aufnahmen sowie diverse Konzerte. So wurden unlängst die Vesperkonzerte von der Scherzligkirche in den grösseren Kirchenraum verlegt. Es finden ebenso Versammlungen von Vereinen und öffentlichen Körperschaften wie der Burgergemeinde Strättligen im Saal statt sowie neben kirchlichen Anlässen auch Vorträge und Sitzungen von Behörden.

Quelle: Thuner Tagblatt, 02.08.2021, Andreas Tschopp