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Caritas warnt: Sinkender Referenzzinssatz bringt keine Entlastung

Viele Haushalte kämpfen weiterhin mit hohen Wohnkosten. Der Bund hat heute die Senkung des Referenzzinssatzes bekanntgegeben. Jedoch bleiben Wohnkosten ein Hauptgrund, wieso Menschen in finanzielle Notlagen oder gar in Armut geraten. In den Sozialberatungen der Caritas stehen Probleme rund ums Wohnen immer häufiger im Fokus.

Wer eine neue Wohnung sucht, muss auch künftig mit hohen Kosten rechnen. Die Senkung des Referenzzinssatzes hat auf die Marktmieten keinen Einfluss. Bei bestehenden Mietverhältnissen gibt es in gewissen Fällen das Anrecht auf eine Mietzinsreduktion von 3 Prozent. Gemäss Schätzungen der Zürcher Kantonalbank profitiert davon aber nur ein Drittel der Mieterinnen und Mieter, und viele von ihnen werden darum kämpfen müssen. Zieht man zudem in Betracht, dass der Referenzzinssatz im Jahr 2023 in zwei Schritten um insgesamt 0,5 Prozent gestiegen ist, wird klar: «Die heutige Reduktion um ein Viertel Prozent reicht bei weitem nicht für eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt», sagt Aline Masé, Leiterin Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz.

Die Situation in den Sozialberatungen der Caritas bestätigt, dass die Wohnungskrise für Menschen mit geringem Budget zunehmend zu existenziellen Notlagen führt. «Probleme rund um das Wohnen stehen seit längerem ganz oben auf der Sorgenliste von armutsbetroffenen Menschen», sagt Masé weiter. In manchen Regionen nehmen Anfragen zum Wohnen bei der Caritas weiter zu. Besonders auf Unterstützung angewiesen sind Menschen, die wegen Sanierungen eine Kündigung erhalten oder die sich wegen steigenden Mieten eine neue Wohnung suchen müssen. Günstiger Wohnraum ist äusserst knapp. Masé: «Für Haushalte im Tieflohnbereich bleiben oft nur zu kleine, schimmelbefallene oder lärmbelastete Wohnungen an peripheren Lagen eine Option.» Manche Betroffene scheitern bei der Suche und bleiben wohnungslos. Sie müssen bei Verwandten oder Freunden unterkommen.

In den Caritas-Beratungen zeigt sich auch, dass Menschen mit kleinem Budget sehr häufig in zu teuren Wohnungen leben müssen. Als Folge sind sie gezwungen, sich in anderen Bereichen einzuschränken, etwa durch Einsparungen bei den Lebensmitteln, der Kleidung oder Gesundheit. Gleichzeitig haben diese Haushalte 2025 bereits den dritten starken Anstieg der Krankenkassenprämien in Folge zu verkraften. «Sie müssen sich entscheiden, welche Rechnungen sie bezahlen und wo es zu Ausständen kommt», so Masé. «Manche verschulden sich, um die Miete bezahlen zu können.»

Aus Sicht der Caritas ist es erforderlich, dass die Mietzinsreduktionen infolge des gesunkenen Referenzzinssatzes rasch und unbürokratisch gewährt werden. Gleichzeitig braucht es für all jene Menschen, die dadurch keine Entlastung erfahren und zunehmend unter den Wohnkosten leiden, gezielte und sofortige Unterstützung. Dazu eignen sich etwa Mietzinszuschüsse. Um der Wohnungskrise längerfristig zu begegnen, müssen Kantone und Gemeinden aber dringend auch in bezahlbaren Wohnraum und sozialverträgliche Verdichtung investieren.

Quelle: Caritas-Mediencommuniqué vom 3.3.2025