Neues Thuner Krematorium ist in Betrieb
Im Thuner Schorenquartier ist in den letzten zwei Jahren ein besonderer Bau entstanden. Das neue, moderne Krematorium ersetzt die 45-jährige Anlage auf dem Stadtfriedhof. Nun ist es in Betrieb.
Sichtbetonwände, Naturstein, Säulen und Glasfronten mit Sicht in die grüne Umgebung: Das neue Krematorium neben dem Schorenfriedhof fällt ins Auge. Der eingeschossige pavillonartige Bau hat eine ausdrucksstarke Architektur, ist aber in erster Linie funktional. «Das neue Krematorium schafft die Voraussetzungen für einen optimalen Betrieb und sorgt insgesamt für deutlich bessere Bedingungen – für die Angehörigen, das Personal sowie auch die Bestatterinnen und Bestatter», sagt Gemeinderat Konrad Hädener, Vorsteher der Direktion Bau und Liegenschaften. 17 Millionen kosteten Projektierung und Ausführung des Grossprojekts und über 40 Firmen waren beteiligt. Seit Ende Oktober wird in der neuen Anlage kremiert.
Moderne Technologie
Anders als die alte, 45-jährige Anlage beim Stadtfriedhof ist das neue Krematorium technisch auf dem neusten Stand. Insbesondere die Öfen und die Anlagen mit Rauchfiltern, Lüftung und Wärmerückgewinnung sind hochtechnisch. «Die gesamte Haustechnik ist sehr komplex, denn jeder Raum hat ganz unterschiedliche Anforderungen», sagt Martin Zobrist, Leiter Baumanagement im Amt für Stadtliegenschaften. «Zum Beispiel befinden sich in einem Raum mehrere hundert Grad heisse Öfen, währenddas Sarglager auf wenige Grad Celsius gekühlt ist und in den Bereichen für die Angehörigen angenehme Temperaturen herrschen», so Zobrist. In den Aufbahrungszimmern wird ausserdem neu mithilfe von sogenannten Katafalken nicht mehr der ganze Raum gekühlt, sondern nur die verstorbene Person.
Bessere Platzverhältnisse
«Das neue Krematorium bietet insgesamt eine würdevolle Atmosphäre, um Abschied zu nehmen», sagt Markus Weibel, Leiter des Bereichs Stadtgrün, zu dem auch das Krematorium gehört. Die Räumlichkeiten sind nun lichtdurchflutet, behindertengerecht und für ihren jeweiligen Zweck optimiert. «Im alten Krematorium wurde es eng und die Arbeitsabläufe waren sehr aufwändig», so Weibel. Nebst den deutlich effizienteren Abläufen bietet das Krematorium neue Möglichkeiten für die Angehörigen, um Abschied zu nehmen. Nach Wunsch lässt sich zum Beispiel für Abdankungen ein Aufbahrungszimmer öffnen. Insgesamt stehen im neuen Krematorium zwölf Aufbahrungszimmer zur Verfügung, die sich individuell ausstatten lassen. «Grundriss und Raumeinteilung des Krematoriums sind ausserdem so gestaltet, dass die Bereiche für die Trauerfamilien sowie jene für das Personal und die Bestattungsunternehmen getrennt sind. Sie sind separat erschlossen», so Weibel. Trotzdem ist das Personal für die Besuchenden und die Bestattungsunternehmen beim zentralen Empfang im Gebäude gut erreichbar.
Quelle: ThunMagazin 06/2020, Text: Cilia Julen, Bild: Patrick Liechti
Bessere Bedingungen für Bestatter
Den Bestatterinnen und Bestattern erleichtert das neue Krematorium die Abläufe ebenfalls. Im eingeschossigen Gebäude ist der Transport der Särge einfacher. Weiterhin haben die Bestattungsunternehmen rund um die Uhr Zugang zum Gebäude und können Urnen jederzeit abholen. Neu verfügen sie vor Ort über einen Spind, in welchem das Personal des Krematoriums die Urnen bereitstellt. Viele Prozesse, zum Beispiel die Anmeldung von Kremationen, sind ausserdem digitalisiert. Neu steht den Bestatterinnen und Bestattern zudem ein Raum zur Verfügung, in dem sie verstorbene Personen umbetten und herrichten können.
Neue Anlage wurde erforderlich
Notwendig wurde das neue Krematorium, weil die Anlage beim Stadtfriedhof die Vorgaben der nationalen Luftreinhalteverordnung (LRV) nicht mehr erfüllt und sie an ihre Kapazitätsgrenzen stösst. Im alten Gebäude wurden zuletzt pro Jahr rund 2000 Kremationen durchgeführt, in den vergangenen Jahren stieg deren Zahl allerdings um mehr als 30 Prozent. In der neuen Anlage ist die Kapazität grösser und die Zahl der Kremationen kann ohne bauliche Investitionen weiter gesteigert werden. Das neue Krematorium ist langfristig ausgelegt. «Es wird sicher 50 Jahre in Betrieb sein», sagt Bauvorsteher Konrad Hädener. Kremiert werden verstorbene Personen aus einem Gebiet, das sich von Münsingen über das Emmental bis ins Berner Oberland erstreckt. Die Stadt Thun prüfte zunächst eine Sanierung der alten Anlage. Eine Machbarkeitsstudie zeigte allerdings, dass die Sanierungslösung wegen der knappen Platzverhältnisse statisch aufwendig wäre und keine optimalen Arbeitsabläufe zuliesse. 2017 sagte das Thuner Stimmvolk mit 83 Prozent deutlich Ja zum Neubau, 2018 startete die zweijährige Bauzeit. Sofern es die Corona-Pandemie zulässt, werden im Krematorium zeitnah Führungen stattfinden, bei denen Interessierte mehr über den besonderen Bau erfahren können.
Mehr Informationen und Kontakt: Bernhard Jenzer, Leiter Friedhof und Bestattungswesen: Tel. 033 225 89 86; Jeannine Zbinden, Leiterin Krematorium und Bestattungsamt: Tel. 033 225 89 87.