Für ihre Arbeit in Abidjan in der Elfenbeinküste erhielt Lotti Latrous den Adele-Duttweiler-Preis und wurde 2005 zur Schweizerin des Jahres gewählt. Sie kümmert sich seit fast 30 Jahren als Entwicklungshelferin um Kranke und Waisen in den Slums der ivorischen Hauptstadt und hat unter anderem ein Hospiz und ein Ambulatorium aufgebaut. Nun hat sie mit 71 Jahren ihren Rückzug aus dem Tagesgeschäft verkündet. Allerdings behält sie ihren Posten als Präsidentin des Stiftungsrats der «Stiftung Lotti Latrous». In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger spricht sie über ihre Beweggründe.
Bei ihrer Arbeit mit Kranken und Sterbenden habe sie sich 2008 mit Tuberkulose angesteckt. Diese Lungenkrankheit hat sie offenbar verschleppt: Sie habe sie selbst zu kurieren versucht und weitergearbeitet. «Mir war bewusst, dass ich dereinst dafür büssen würde», sagt sie im Interview. Lieber als ein langes Leben, sei ihr ein erfülltes. Vergangenes Jahr habe sie plötzlich akute Atemprobleme gehabt, erzählt sie. Ihr Zustand war lebensbedrohlich. In der folgenden Untersuchung stellte sich heraus, dass sie infolge der Tuberkulose eine Lungenkapazität von nur noch 30 Prozent hat und an der Lungenkrankheit COPD leidet. Weil sie «irgendwann mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken und Schläuchen in der Nase rumlaufen» werde, könne sie das Hilfsprojekt nicht mehr leiten. Eine Nachfolgerin ist bereits gefunden und Latrous hofft, dass die Spenden nach ihrem Rückzug nicht versiegen werden.
Quelle: www.ref.ch, 3. März 2025