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Kanton Luzern: Kirchliche Arbeit messbar machen

Was beschäftigt die Menschen und was ist ihnen in der Seelsorge wichtig? Um das herauszufinden, liess die Reformierte Kirche Kanton Luzern eine Umfrage durch das gfs.bern durchführen. Das soll erst der Anfang sein.

Die Reformierte Kirche Kanton Luzern verliert Mitglieder. Laut Synodalratspräsidentin Lilian Bachmann hat in 13 Jahren die Anzahl der Mitglieder um 5'000 abgenommen, wobei die Bevölkerung im Kanton Luzern deutlich gewachsen ist in diesem Zeitraum. Allein im vergangenen Jahr waren es 1356 Austritte – so viele wie noch nie. «Die meisten davon fallen in die Altersgruppe der 25- bis 30-Jährigen», sagt Bachmann. Wenn man diesen Trend nicht stoppen könne, habe man ein Problem. Was dagegen tun? «Um diese Frage zu beantworten, benötigten wir eine Datenbasis», sagt Bachmann. Also beauftragten die Luzerner das Institut gfs.bern mit einer Mitglieder- und Bevölkerungsbefragung. Die Umfrage sollte Anhaltspunkte liefern, welche Themen die Menschen im Kanton Luzern besonders belasten und was für sie wichtig ist im Zusammenhang mit der Seelsorge. Bachmann verdeutlichte, dass die Seelsorge aus kirchlicher Sicht als Kernaufgabe und -auftrag angesehen und auf alle Fälle weiterverfolgt werde.

Seelsorge als Alternative etablieren

Die Ergebnisse der gfs-Studie dürften einige Impulse geben. Studienleiter Tobias Keller fasst zusammen: «Die Sichtbarkeit der Seelsorge in der Gesellschaft ist laut der Umfrage mittelmässig, die Zufriedenheit mit den Leistungen jedoch hoch.» Sprich: Wenige Menschen nutzen die Angebote zur Seelsorge, aber wer es tut, profitiert davon. Keller ergänzt: «Gegenüber dem Begriff Seelsorge gibt es Vorurteile und Unsicherheit in der Bevölkerung.» Diese gelte es abzubauen und die Seelsorge als Alternative zu psychologischer Beratung zu etablieren. Der Bedarf besteht, wie die Umfrage zeigt. Ältere Menschen sind belastet durch Fragen im Zusammenhang mit dem eigenen Tod und körperlichen Beschwerden. Bei den jüngeren Befragten stehen berufliche Unsicherheit, Arbeitsstress und psychische Beschwerden im Vordergrund.

Hauptsache verschwiegen und anonym

Laut den Umfrageergebnissen sind der Glaube des Seelsorgers oder eine enge Beziehung zur Person nicht ausschlaggebend. Wichtig für die Befragten sind vielmehr die Verschwiegenheit der Seelsorgerin, Professionalität und Anonymität. Die Reformierte Kirche Kanton Luzern hat bereits auf diese Ergebnisse reagiert. Das Projekt einer Chat-Seelsorge in Zusammenarbeit mit der Dargebotenen Hand Zentralschweiz wird forciert. «Wir planen, dass der Chat ab kommendem Herbst zu Verfügung steht», sagt Bachmann. Sie erwartet, dass dieses Angebot die jüngere Altersgruppe anspricht – durch die anonyme Kommunikation und den niederschwelligen, digitalen Zugang. Ausserdem ist für kommenden Februar bereits eine Grossgruppenkonferenz angesetzt, die sich mit der Zukunft der Seelsorge auseinandersetzen wird. Sicher ist laut Bachmann auch, dass die Umfrage alle zwei bis drei Jahre wieder durchgeführt wird.

Quelle: www.ref.ch, 1. März 2024, Daniel Stehula