«Wir sind erfreut, dass endlich etwas geht in Sachen Johanneskirche», betonte Piero Catani als Vertreter der Kirchgemeinde Thun-Strättligen am Montag, 5. Februar, im Grossen Kirchenrat. Der Rat diskutierte über zwei Projektierungskredite für die Kirche – abgekürzt JoKi genannt – und das Pfarrhaus. In seinem Votum erinnerte Catani an die Annahme der aus der Kirchgemeinde lancierten JoKi-Initiative im Frühling 2018 in der Abstimmung durch das gesamte Thuner Kirchenvolk. «Wir müssen diesen Auftrag der Kirchenbasis ernst nehmen», erklärte Piero Catani in seinem Appell an die gegnerische Seite.
«Blockdenken» kritisiert
Die Gegnerseite manifestierte sich in der Person von Heinz Leuenberger. Der vormalige Pfarrer und nebenamtliche Thuner SP-Gemeinderat trat namens der Fraktion aus der Thun-Stadt im Kirchenparlament dafür ein, nicht auf das zweigeteilte Geschäft einzutreten. Er begründete dies mit dem Fehlen eines Nutzungskonzepts für Pfarrhaus und Kirche. Leuenberger vermisste auch eine «gründliche Verzichtsplanung» angesichts stetig schwindender Kirchensteuereinnahmen von der Kirchgemeinde Strättligen. Martin Schwärzel kritisierte dieses «Blockdenken», mit dem jegliche Diskussion verhindert werde. Letztlich wurde das Nichteintreten mit 12 gegen 13 Stimmen abgelehnt, bei zwei Enthaltungen – allerdings erst im zweiten Anlauf, da das Ergebnis zuvor ausgeglichen war.
Warnung vor «Bauruine»
Zur Eröffnung der Diskussion stellte Adolf Keller (Stadt) dem Kleinen Kirchenrat eine Reihe von Fragen. Für ihn hatte der fürs Bauen verantwortliche Peter Greuter einleitend erklärt, dass Massnahmen getroffen werden müssten, um weiteren Schaden an der JoKi-Liegenschaft zu verhindern. Vorab das Pfarrhaus sei langsam «am Verrotten», unterstrich Greuter und betonte: «Wenn wir uns diese Ausgaben jetzt nicht mehr leisten wollen, haben wir bald eine Bauruine.» Unterstützt wurde Greuter von Kirchenratspräsident Andreas Lüscher. «Es ist an der Zeit, etwas zu unternehmen», meinte der frühere Thuner SVP-Gemeinderat.
Rat steht zu «Kehrtwende»
Lüscher gab vorgängig zu, der Kleine Kirchenrat habe «eine Kehrtwende» gemacht, seit die Exekutive der Gesamtkirchgemeinde einst gegen den Willen der Kirchgemeinde die Entwidmung der JoKi beantragt hatte. Das Umdenken begründete der Präsident damit, der Kleine Kirchenrat wolle «neue Wege beschreiten und alte Konflikte endlich beiseitelegen». Doch eben diese Grabenkämpfe wurden im Verlauf der Diskussion neu ausgetragen. So befürchtete Parlamentsmitglied Peter Kratzer, dass mit der Bewilligung der beiden Projektierungskredite «eine riesige Lawine losgetreten» werde, mit «Geld, das wir nicht haben». Auf der Seite von Strättligen wurde hingegen beklagt, es gelte nun, «die verlorene Zeit aufzuholen». Denn um die JoKi weiter nutzen zu können, müsse sie einigermassen hergerichtet werden.
Fusionsprozess «auf Kurs»
Ins Spiel gebracht wurde auch der laufende Fusionsprozess zu nur noch einer Kirchgemeinde in Thun. Dieser sei «auf Kurs», orientierte Kirchenrat Thomas Straubhaar. Zum Kirchenleben werde bis im Juni ein Bericht erarbeitet und dem Steuerungsgremium vorgelegt. Er wolle erst «über Ressourcen reden», bevor über bauliche Schritte entschieden werde, meinte Heinz Leuenberger. Unterstützt wurde er von Rednern und einer Rednerin, die fürs Zuwarten plädierten. Dazu wandte Andreas Lüscher ein, es könne «nicht alles dem Fusionsprozess untergeordnet werden».
Paroisse-Vertreter dafür
Er habe im Verlauf des Fusionsprozesses «ein gewisses Tauwetter erlebt», sagte Piero Catani. Falls die Projektierungskredite für die JoKi jedoch verworfen würden, «fallen wir zurück in die alten Muster», warnte der Abgeordnete aus Strättligen. Von da kommt auch der neue Vorsitzende des Kirchenparlaments, Fernand Portenier. Er kritisierte als Versammlungsleiter die Redner, die «auszugsweise Expertenberichte zitieren, die andere Parlamentarier nicht haben». Das brachte Portenier Kritik ein von Abgeordneten aus der Stadt und dem Lerchenfeld, die geschlossen gegen die JoKi-Kredite votierten, zusammen mit einer Vertreterin aus Goldiwil. Da sich aber der allein anwesende Vertreter der Paroisse française dafür aussprach, wurden die Kredite mit jeweils 14 zu 13 Stimmen gutgeheissen. Bewilligt wurden somit 80'000 Franken, um ein Ausführungsprojekt zur Sanierung des Pfarrhauses zu erarbeiten, und 150'000 Franken, um bei der Johanneskirche Massnahmen und Kosten aufzuzeigen, «welche zur Verhinderung von weiteren Schäden an der Bausubstanz dienen». So lautete der Antrag des Kleinen Kirchenrats ans Parlament.
Quelle: www.thunertagblatt.ch, Andreas Tschopp, 06.02.2024