Der Pfarrerberuf bietet eigentlich eine Jobgarantie: Kirchgemeinden in der ganzen Schweiz suchen nach Pfarrpersonen. Doch Studierende der Theologie sind nicht gerade im Übermass an den Universitäten vertreten. Diese Situation spiegelt sich darin wider, dass Pfarrpersonen länger im Beruf arbeiten, als sie müssten. Das hänge wohl «mit dem Bewusstsein des verschärften Nachwuchsmangels» zusammen, heisst es in einer Mitteilung der Arbeitsstelle Nachwuchsförderung Theologie der reformierten Landeskirchen.
Zum Stichtag am 31.12.2023 waren es 88 Personen, die über den eigentlichen Zeitpunkt ihrer Pensionierung hinaus als Pfarrerin oder Pfarrer arbeiteten. Diese Zahl hat zugenommen – 2015 wurden statistisch knapp 20 Personen erfasst. Die Zahl der Studierenden geht an den theologischen Fakultäten der Deutschschweiz seit Jahren zurück, doch: Die Abnahme habe etwas gebremst werden können, heisst es in der Mitteilung. Seit 2020 sei die Zahl der Studierenden jährlich um durchschnittlich 13,5 Prozent zurückgegangen, zwischen 2018 und 2020 jeweils um fast 20 Prozent.
Nachwuchsmangel dürfte sich weiter verschärfen
Der Nachwuchsmangel dürfte sich damit weiter verschärfen. Zumal die Arbeitsstelle Nachwuchsförderung Theologie auch eine «grosse Welle» von Pensionierungen der Babyboomer-Generation erwartet. Letztes Jahr wurden 45 Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert, im Jahr davor waren es 49. Doch das ist nichts im Vergleich mit dem Zeitraum von 2026 bis etwa 2031: Dann werden jährlich jeweils bis zu 100 Personen aus dem Beruf ausscheiden – sofern sie nicht auch den Ruhestand hinausschieben. Und das ist nicht abwegig: Barbara Schlunegger, Projektleiterin Nachwuchsförderung Theologie, sagt: «Einige Kantonalkirchen haben die Rahmenbedingungen für das Arbeiten im Pensionsalter attraktiver gemacht.»
In den Jahren nach 2031 werden sich die Pensionierungen voraussichtlich auf hohem Niveau einpendeln. Die Situation entschärft sich also kaum. Die reformierten Landeskirchen wollen deshalb Gegensteuer geben: In vielen Kantonen würden offene Pfarrstellen auf attraktivere Art ausgeschrieben und Pfarrwahlkommissionen erhielten eine Schulung, heisst es. Zudem sollen die Arbeit der Nachwuchsförderung verstärkt und die Zulassungsbedingungen zum Quereinstieg in den reformierten Pfarrberuf angepasst werden. Fachkräftemangel bedeutet in diesem Fall: Zum Jahreswechsel gab es 52 vakante Pfarrstellen. Das zeigt die Statistik. Doch es gibt auch Lichtblicke: So liegt der Frauenanteil im Pfarrberuf seit Jahren bei rund 40 Prozent und in den letzten fünf Jahren wurden in der Deutschschweiz jährlich 30 Personen ordiniert.
Quelle: www.ref.ch, Daniel Stehula, 23. Mai 2024